Warum es Dich schwächt, zu bewerten.

Schon öfter habe ich darüber gesprochen und geschrieben, dass wir uns angewöhnt haben, alles, was auf uns einwirkt, zu bewerten. Im Allgemeinen bewerten wir etwas, das uns angenehme Gefühle vermittelt, als positiv. Etwas, das uns ungute Gefühle vermittelt, als negativ. Wir reagieren zudem auf unsere Bewertungen und verstärken sie dadurch. Wir genießen, schätzen, lieben, was uns gut tut. Wir lehnen ab, was negativ zu sein scheint, wir verachten, weisen zurück, vielleicht sogar hassen Menschen, die uns oder Anderen vermeintlich Unrecht tun.

Irgendwie scheinen wir die Idee zu haben, dass eine ablehnende Reaktion auf als negativ bewertete Auslöser durch uns notwendig, zumindest aber gerechtfertigt sei. Also beziehen wir Stellung. Wir erklären uns selbst und den Betroffenen, was richtig und was falsch ist. Wir wissen selbstverständlich, was das Richtige ist, und wir haben die richtige Moral. Der, der das Falsche zu tun scheint, hat die falsche Moral und muss zurechtgewiesen, korrigiert werden, wir müssen ihm die Leviten lesen, ihn daran hindern, sein Unrecht fortzusetzen und andere beeinflussen zu können und manchmal scheinen sogar Unterdrückung, Freiheits-Entzug, vielleicht sogar Gewalt gerechtfertigt.

Nun, die Sache mit der Moral ist eine zwei-schneidige. Denn Moral ist niemals eindeutig. Die richtige Moral kann zutiefst von der Einflussnahme der jeweiligen Machthaber abhängen. Die richtige Moral während des 3. Reiches war das Gegenteil der richtigen Moral nach seinem Untergang.
Die Moral der persönlichen Freiheit steht der Moral der sozialen Rücksichtnahme diametral entgegen. Die Moral der unbegrenzten Gastfreundschaft unseres Landes scheint der Moral unserer Selbst-Fürsorge und Machbarkeit zu widersprechen. Zur Zeit fragen wir uns, ob das Töten von Menschen in einem von Vielen befürworteten Krieg moralisch ist, um jemanden zu stoppen, der angegriffen und Unrecht getan zu haben scheint.

Warum kann es niemals eine einheitliche Moral geben?

Solange wir uns nicht in einer hohen spirituellen Ausrichtung einen, die sich aus der unmittelbaren direkten und wahrhaftigen Erfahrung der göttlichen Einheit ableitet, werden wir immer nur Facetten der gesamten Wirklichkeit wahrnehmen können. Diese Facetten filtern also unsere Wahrnehmung. Und aus dieser gefilterten Wahrnehmung geht unsere individuelle Moral hervor. Leider aber halten wir unsere bruchstückhafte Wahrnehmungs-Facette nur zu oft für die gesamte Wirklichkeit, ich meine hier also unsere von uns als richtig bewertete individuelle Moral. Verdrehen kann sich das Ganze noch weiter durch Eigen-Interessen, die unter dem Deckmantel der richtigen Moral manipulativ durchgesetzt werden.

Und so entstehen Kriege: Wir streiten uns um richtig und falsch, sei es im Kleinen in der Familie, mit Partnern und Freunden oder auf der großen Ebene zwischen Ländern, Völkern und Kontinenten.

Warum hat die richtige Moral eine solche Macht über uns?

Es sitzt zutiefst in unseren Zellen, in unserer phylogenetischen Zell-Information: Stammesgeschichtlich hatten wir uns der Moral des Stammes zu beugen. Das Überleben des Clans hing ab von der Unterwerfung jedes Einzelnen unter die Regeln. Wer nicht folgte, wurde ausgeschlossen. Der Clan war wichtiger als das Individuum. Seitdem wissen wir es zutiefst in unseren Zellen: „Die richtige Moral ist unverzichtbar, um dazuzugehören. Folgen wir ihr nicht, bedeutet das den Ausschluss aus der Gemeinschaft“. Für die meisten von uns liegt darin eine unbestimmte bedrohliche Angst, solange wir uns die Ursachen nicht bewusst machen und den tiefen, reflexhaften Anweisungen unseres Unterbewusstseins hier noch nicht das Licht unseres erwachten Bewusstseins entgegensetzen können:

Solange wir also nicht wissen:
Es gibt keine einheitliche Moral. Jedwede Moral deckt lediglich eine Facette der größeren Wirklichkeit ab.
Hätte dann der andere Mensch in seiner widersprüchlichen Perspektive und Facette vielleicht gleichzeitig auch Recht...???
Und spinnen wir diesen Gedanken weiter: Würden dann alle Menschen einen Aspekt der letztendlichen Wirklichkeit als Facette und Perspektive in sich tragen?
Würde demnach jeder Mensch ein unverzichtbarer Teil des Großen Ganzen sein und in seiner Facette Berechtigung tragen, wie verzerrt auch immer sie sich gerade äußern mag?

Was würde für uns aus einer solchen Möglichkeit folgen, selbst dann, wenn wir diese Fragen noch nicht vollkommen für uns beantworten können?

Meine Antwort darauf ist: Hören wir grundsätzlich auf, zu bewerten!

Was wäre, wenn wir offen bleiben für eine Tatsache, eine Information, ein Geschehen, ohne es in unser Moral-Schema zu subsumieren und in positiv und negativ, in lieben, wollen, bejahen bzw. in zurückweisen, ablehnen oder hassen zu kategorisieren?
Wenn wir uns jedes Mal bewusst machen, dass es noch viele andere Aspekte der Ganzheit zu der gerade von uns betrachteten Wirklichkeit gibt?

•    Versuchen wir es doch ‘mal: Wir bleiben neutral, ohne zu bewerten.
Wir werden dadurch herunterziehende Gedanken und Gefühle nicht mehr mit unserer Lebens-und Bewusstseins-Energie laden und sie dadurch nicht mehr verstärken!
Achtung: das gilt auch und gerade dann, wenn wir Dinge erfahren, die uns sehr ablehnenswert erscheinen, die uns vielleicht sogar schockieren.
Im selben Moment, in dem wir Negativität nicht mehr ablehnen, schwächen wir sie!
Und das gilt für uns selbst ebenso wie für unsere Mitmenschen und für das kollektive Bewusstseinsfeld.  
Ja, aber wir würden das Positive doch gerne verstärken, fragt Ihr jetzt vielleicht?
Nun: Wenn wir in den Kategorien positiv und negativ denken, dann werden wir gleichzeitig immer den Gegenpol stärken. Denn in unserem polaren Gehirn geht die Energie immer zu beiden Polen. Verstärken wir das Positive, verstärken wir das entsprechende Negative!
Ist das nicht bedenkenswert?

•    Darum gehen wir im zweiten Schritt  ins Herz:
Vielleicht mögt Ihr die folgende Übung ausprobieren und ab jetzt anwenden? Bitte seid nicht frustriert, falls Ihr es anfangs vergesst und Euch hinreißen lasst, wenn’s um das Bewerten geht: Ihr könnt diese Übung jederzeit auch im Nachhinein machen. Und Ihr werdet merken, dass Ihr mit der Zeit ganz automatisch aus dem Bewerten herauskommt – und mehr in’s Herz findet:


ÜBUNG
Herunterziehende Gedanken und Gefühle werfen Dich in negative Zustände zurück.
Entscheide Dich jetzt, die betreffenden Fakten, Ereignisse, Informationen und ihre in Dir ausgelösten Gefühle nicht zu bewerten, sondern sie anstatt dessen zu atmen:

Atme das Gefühl, wo immer Du es in Dir wahrnimmst.
Wenn Du eine Zeit lang durch das Gefühl hindurch geatmet hast, wirst Du merken, dass es seine starke Ladung langsam verliert.
Entspanne in das Gefühl hinein.
ES IST.
Nun atme in Dein Herz ein und aus.
Entspanne das Gefühl jetzt auch im Herzen.
Tue das solange, bis Du Dich neutral fühlst.
ES IST.
Vielleicht kannst Du jetzt sogar noch eine höhere Frequenz von Wertschätzung, Liebe oder Dankbarkeit im Herzen fließen lassen.

Du bist nun im Zustand von Herzintelligenz.

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